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Geschichte


Geschichte zum Kärntner Blondvieh

Über die Abstammung und Herkunft des Kärntner Blondviehs geben die wenigen, wissenschaftlichen Arbeiten keine gesicherte, ja zum Teil widersprechende Auskunft. Ein Grund hierfür mag darin liegen, daß es für gleiche Schläge mit geringfügigen Farbabweichungen, aber gleicher Nutzungsrichtung verschiedene Bezeichnungen gab. Rinderrassen und Rassengebiete im heutigen Sinn haben sich erst relativ spät (19.Jh.) entwickelt.

Dr. Adolf Gstirner 1) betrachtet das Blondvieh als Abkömmling des einfarbigen Slowenen Viehes, das mit den Slawen nach Kärnten kam. Deutsche Siedler brachten aus Franken Rotvieh und rot geflecktes Vieh, die Kreuzung ergab das Blondvieh.
Von besonderem Interesse ist seine Feststellung, daß dieser Viehschlag bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in der Obersteiermark nicht vertreten war, da bis dahin im Bezirk Neumarkt Bergschecken gehalten wurden. Erst ab diesem Zeitpunkt werden einfarbige, fahle Rinder erwähnt, die aus Kärnten kamen.
Diese Entwicklung beweist Dr. Gstirner an Hand der Aufzeichnungen die im Archiv des Stiftes St. Lamprecht (Obersteiermark) erhalten sind, das im Jahre 1786 vorübergehend aufgelöst wurde. Nach dessen Wiedererrichtung mußte ein ganz neuer Viehbestand beschaffen werden, da der alte zur Gänze verkauft worden war. Dieser Zuchtviehankauf von Blondvieh erfolgte auf Gut Mayerhofen bei St. Salvator (Metnitztal). Die Tiere wurden nach Mariahof, wo sich der landwirtschaftliche Betrieb des Stiftes befand, gebracht.
Daraus ergab sich auch der Name „Mariahofer“. Diese Rinderherde des Stiftes wurde zur Stammherde der Neumarktergegend und trug maßgeblich zur Festigung und Vereinheitlichung des Blondviehs in diesem Gebiet bei.

Durch diese Aufzeichnungen wird sowohl die von Dr.O.Rhode vertretene Ansicht, das semmel-farbige Vieh habe sich von der Filiale Teuffenbach im Murtal (gemeint ist ein Nebenbetrieb des Stiftes St. Lamprecht in Obersteiermark) nach Kärnten verbreitet, ebenso widerlegt, wie die Angabe von Dr. Martin Wilckens 3), wonach die „Mariahofer“ und „Lavanttaler“ aus einer Kreuzung von podolischem Landschlag mit Berner Vieh, ausgehend vom Stifte St. Lamprecht in Obersteiermark, entstanden seien.
Wilckens schließt jedoch die Möglichkeit nicht aus, daß Frankenvieh zugleich mit den fränkischen Einwanderern ins Blondviehgebiet gekommen ist.
Hofrat Kaltenegger 4) läßt zwar auch „huno-slawisches Schimmel- und Grauvieh“, beeinflußt durch Blutströme von Malteiner Rind, als Grundlage des Blondviehs gelten, doch sieht er dieses Rind nicht als alteingestammten Viehschlag in Unterkärnten an.

Unter den angeführten Autoren erwähnt nur Wilckens die Möglichkeit, daß Frankenvieh bei der Bildung des Blondviehes beteiligt war. Dr. Johann Burger 5) weist 1866 nachdrücklich auf diesen Einfluß hin und diese Ansicht vertritt auch der Ackerbauschuldirektor Lorenz Washietl 6). Er schreibt im Jahr 1901 in einem Beitrag zur Kenntnis des Mariahofer und Lavanttaler Rinderschlages:
Das in Mittel- und Unterkärnten einheimische Rind ist charakterisiert durch milch- oder schmutzigweiße, erbsengelbe, semmelgelbe bis ins rotgelbe spielende Haarfarbe, helles Pigment rosafarbendes Flotzmaul, auch die Schleimhäute sind rot, die Hörner und Klauen wachsgelb. Tiere mit dunklem Pigment, blauem Flotzmaul, dunklen Striemen oder weißen Abzeichen werden von der Prämiierung ausgeschlossen. Eine Ausnahme von der strengen Regel der Einfarbigkeit bilden nur die vereinzelt eingesprengt vorkommenden Helmeten-Tiere, bei denen der Gesichtsteil des Kopfes rein weiß ist, während der übrige Körper ein helleres oder dunkleres blond aufweist.

Die Bezeichnung „Mariahofer“ war im Flußgebiet der Gurk, in Mittelkärnten und dem angrenzenden obersteirischen Gerichtsbezirk Neumarkt üblich, die Bezeichnung „Lavanttaler“ im Flußgebiet der Lavant.
Wenn auch vielleicht die Rassengeschichte die Auseinanderhaltung der beiden Schläge historisch zu rechtfertigen vermag, so läßt sich nach dem damaligen Stand der Zuchtverhältnisse in Mittel- und Unterkärnten ein charakteristischer Unterschied zwischen „Mariahofer“ und „Lavanttalern“ nicht feststellen. Wenn früher größere Unterschiede bestanden haben sollten, so sind dieselben jedenfalls durch den regen, wechselseitigen Viehverkehr und durch die überall gleichartigen Grundsätze für die Zuchtwahl längst verwischt worden.
In Kärnten hatte man daher schon lange das Bedürfnis nach einer einheitlichen Bezeichnung des weiß-gelben Viehschlages.
Anfangs versprach man von „Lavanttalern“; da sich diese Bezeichnung aber außerhalb des Lavanttales nicht einleben wollte, wählte man die Bezeichnung „Norische Rasse“, die auch bei der Landesausstellung in Klagenfurt 1885 in Anwendung stand. Als im Jahre 1890 in St.Veit/Glan die erste Viehzuchtgenossenschaft gegründet wurde, war man noch immer nicht einig darüber, welche Bezeichnung man der einheimischen Vieh-rasse geben soll, nachdem die üblichen Bezeichnungen „Mariahofer“, „Lavanttaler“ und „Norische Rasse“ kärntenweit nicht akzeptiert wurde.

Mit Rücksicht darauf, daß das in Rede stehende Vieh zweifellos mit der fränkischen Einwanderung (1006-1159) ins Land gekommen ist und gleich dem Frankenvieh zum „Mitteleuropäischen Blondvieh“ gehört, entschied sich der Zentralausschuß der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft in der Sitzung am 6. März 1890 über Vorschlag des Sekretärs, kaiserlicher Rat C. Schütz für die Bezeichnung „Kärntner Blondvieh“.
In dieser Sitzung wurde nicht nur der Taufakt für das „Blondvieh“ vollzogen, sondern erst ab dieser Zeit kann von einer planmäßigen, züchterischen Bearbeitung und Förderung dieses Viehschlages gesprochen werden, die in gleichen Vorschriften für die Beurteilung bei Körungen, Tierschauen und Prämiierungen zum Ausdruck kommt.

Leider waren die zuchtfördernden Maßnahmen im Verbreitungsgebiet des Blondviehs nur im steirischen Teil zumindest ab 1897 (Gründung der Viehzuchtgenossenschaft Neumarkt), wahrscheinlich aber schon einige Zeit vorher, einheitlich. In Kärnten trat Ackerbauschuldirektor und Sekretär der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft Lorenz Washietl 8) schon vor der Jahrhundertwende mit allem Nachdruck für eine planvolle Entwicklung des Blondviehs durch Reinzucht unter Berücksichtigung entsprechender Zuchtwahl ein. Ein wichtiges Hilfsmittel war ihm durch die am 24. Juli 1902 vom Landtag beschlossene „Körvorschrift“ in die Hand gegeben, die nach mehr als 20 Jahren vom „Gesetz vom 5. Juli 1924, betreffend die Körung und Haltung von männlichen Haustieren zur Zucht“ (Viehförderungsgesetz) abgelöst wurde.

Die Einkreuzung von Fleckvieh, die im Metnitz- und Gurktal in den Jahren 1900-1910 verschiedentlich versucht wurde, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die erste Kreuzungsgeneration war im allgemeinen formschön und frohwüchsig. In den weiteren Generationen wurden die Tiere hochgestellt, schmalbrüstig und zeigten häufig Stellungsfehler. Allgemein wurde ein rasches Aufhellen der dunklen Farbzeichen des Fleckviehs festgestellt. 7)
Aber auch der Einkreuzung mit Frankenrindern, in der Absicht raschere Fortschritte in der Formverbesserung und Wüchsigkeit zu erreichen, blieb der Erfolg versagt. Unter Tierzuchtinspektor Vinzenz Schumy wurden 1911/12 insgesamt 36 Stiere, 28 Kalbinnen und 3 Kühe aus Unterfranken zugekauft.
Schon 1913 wurde die unbefriedigende Entwicklung der eingesetzten Stiere bemängelt; aber auch Zweifel an der Qualität des Fleisches tauchten auf. 9) In der Folge erwies es sich, daß die Nachzucht insbesondere in 2.und 3. Generationen nicht frühreifer war, sondern kleiner, ja geradezu unterentwickelt blieb. Die Milchleistung wurde nicht verbessert. Auffallend zäh wurde die dunklere Farbe beibehalten.

Ein gleichartiger Verlauf bei Frankeneinkreuzung konnte noch im letzten Jahrzehnt im Lavanttal beobachtet werden. (gut Pollheim und Himmelau bei Wolfsberg).
Auf Grund dieser Erfahrungen wurde in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg (1914/18) unter Tierzuchtinspektor Dr. Rudolf Kukutsch und Tierzuchtdirektor Dr. Robert Scheuch wieder die von Lorenz Washietl angestrebte Linie konsequenter Reinzucht mit beachtlichen Fortschritten verfolgt.

Am 25. März 1924 wurde der „Kärntner-Landes-Blondvieh-Zuchtverband“ gegründet. Doch erst 1938 kam es zur Zusammenlegung dieses Verbandes mit dem schon 1911 gegründeten „Verband der Maierhofer Viehzuchtgenossenschaft in Obersteiermark“ zum „Blondviehzuchtverband Südmark“, der nach dem 2. Weltkrieg den Namen „Blondviehzuchtverband Kärnten-Steiermark“ führte.
Erst dieser Vorgang führte zu einer völligen Verschmelzung des kärntnerischen und steirischen Zuchtgebietes und beschleunigt durch die zentralen Absatzveranstal-tungen, die Vereinheitlichung der Zuchtbestände.


Weiter Zahlen:
1947 Beginn der künstlichen Besamung
1948 4.881 Besamungen
1949 9.631 “

1950 Bau der Tierzuchthalle in St. Veit/Glan

1959 1. Gelbviehstier im Lavanttal

1961 Umbenennung in Gelbviehzuchtverband

1968 Auflösung des Gelbvieh-Zuchtverbandes


1) Prof. Dr. A. Gstirner: „Entstheung der steirischen Rinderrassen“

2) Dr.O.Rhode,Professor der Landwirtschaft an der königlichen Akademie in Eldena,  „Die Rindviehzucht“

3) Dr. Martin Wilckens: „Die Rinderrassen Mitteleuropas“

4) Prof. Ferdinand Kaltenegger: „Rinder der österreichischen Alpenländer“ 1897

5) Dr. Johann Burger: „Die Lavanttaler Hornviehrasse“

6) L. Washietl: „Landwirtschaftliche Mitteilungen“ Jahrg. 1901

7) Dr.H. Sommeregger: „Beitrag zur Geschichte der Kärntner Blondviehzucht“ 1944

8) Ackerbauschuldirektor L. Washietl: „Landwirtschaftliche Mitteilungen Jahrg. 1899-1912

9) Vinzenz Schumy: „Landwirtschaftiche Mitteilung Jahrgang“ 1913